Vorteile:
- Die Lerntheorie des Konnektivismus betrachtet nicht nur das Lernen in Personen sondern auch das Lernen außerhalb, z.B. in Organisationen. Dieses externe Lernen wird von den drei großen Lerntheorien Behaviorismus, Kognitivismus und Konstruktivismus völlig außer Acht gelassen.
- Es werden gesellschaftliche Veränderungen berücksichtigt:
o Beeinflussung des Lernens durch Technik, vor allem Internet und Web 2.0
-> neue Möglichkeiten der Wissensgenerierung und –aufbewahrung
-> neue Möglichkeiten der Wissensgenerierung und –aufbewahrung
o Lernen geschieht immer öfters auf verschiedenen Wegen: das informelle Lernen wird im Vergleich zum formellen Lernen immer wichtiger (im Gegensatz dazu, beziehen sich die klassischen Lerntheorien hauptsächlich auf das formelle Lernen)
-> Der Konnektivismus fördert das informelle Lernen
o Lebenslanges Lernen wird immer wichtiger
-> Auch das wird vom Konnektivismus gefördert
o Somit eignet sich der Konnektivismus als Lerntheorie für das digitale Zeitalter, da neue Technologien und Entwicklungen ein zentraler Bestandteil sind
- Der Konnektivismus versucht dadurch, dass es in dieser Theorie es nicht mehr um „know how“ und „know what“ sondern um „know where“ geht, die gesellschaftlichen Veränderungen aufzufangen. Durch das Bilden von Netzwerken und das Abrufen von Wissen in sogenannten „Knotenpunkten“, wird man als Lerner entlastet, da man sich selbst das neue Wissen, das ständig hinzukommt, nie merken könnte (das weltweite Wissen verdoppelt sich alle 18 Monate!). Möglich wird diese Netzwerkbildung vor allem durch das Internet. Somit nutzt die Lerntheorie des Konnektivismus also auch diese Entwicklung für sich aus.
- In diesem Zusammenhang ist auch die Fähigkeit zu nennen, gezielt nach Informationen suchen zu können, irrelevante Inhalte erkennen und aussortieren zu können. Angesichts der Informationsflut werden diese Kompetenzen, auf die im Konnektivismus großer Wert gelegt wird, immer wichtiger.
- Das Bilden von Netzwerken fördert die soziale Kompetenz.
- Die Lernenden bekommen nicht nur eine Sichtweise auf ein Thema vermittelt sondern so viele verschiedene wie sie möchten, da sie ihr Wissen von vielen verschiedenen Quellen beziehen und nicht mehr nur von DEM einen Lehrer.
-> Diese Art des Lernens kann den Geisteshorizont im Vergleich zum „Klassenzimmer-Lernen“ erheblich erweitern.
· Das hohe Maß an Autonomie, dass von den Lernenden erwartet wird, fördert automatisch auch die Eigenständigkeit in anderen Lebensbereichen. Bezogen auf Schüler oder Studenten lässt sich so z.B. vermuten, dass die Lernenden so optimal auf das spätere Berufsleben vorbereitet werden, in welchem die Fähigkeit selbstständig effektiv arbeiten zu können als Grundvorsaussetzung erwartet wird.
- Die Lernenden, und nicht die Lehrenden, stehen im Konnektivismus in der Mitte des Lernprozesses. Somit können die Lerner selbst entscheiden, was genau sie lernen möchten
-> Das kann die Lern-Motivation enorm steigern.
Nachteile:
- Das plötzlich geforderte hohe Maß an Autonomie von den Lernenden, kann viele überfordern. Es gibt zwar immer Lernende, die sich sehr gut selbst Wissen aneignen können, genauso gibt es aber Lerner, die eine intensive Betreuung durch einen Lehrerenden und die direkte Wissensvermittlung von diesem, für ein erfolgreiches Lernen benötigen:
„Current research in adult education shows that the levels of confidence and learner autonomy, in addition to discipline, are of crucial importance to the level of engagement by the learner in a personalized learning environment, as lack of these in the majority of participants hampered their learning online.“ (R. Kop, A. Hill: Connectivism: Learning theory of the future or vestige of the past?)
-> Das kann zu erheblichen Wissensunterschieden zwischen einzelnen Lernenden führen
- Wenn sich die Lernenden selbst aussuchen können was sie lernen, wird es schwer werden, das Wissen abzuprüfen
- Schwierigkeiten beim Aufbau des Lernnetzwerks können entstehen
o Mangelnde soziale Kompetenz
o Mangelnde Internet-Kenntnisse
o Wie findet man denjenigen, der das Wissen hat, das man benötigt?
- Eine weiteres Problem das beim Lernen auf Basis des Konnektivismus auftreten kann ist, dass viele Lernende sich vermutlich ein Netzwerk schaffen werden, in dem die verschiedenen Knotenpunkte (egal ob Menschen, Bücher, etc.) den eigenen Einstellungen entsprechen und somit die vielseitige Sicht auf Dinge, die durch das Netzwerk ja eigentlich entstehen soll, vollkommen verloren geht:
„There have been concerns about the lack of critical engagement online (Norris 2001), because of the temptation to connect with like-minded people, rather than in more challenging transactions, with experts such as the teacher in a classroom, whose role is to make people aware of alternative points of view. (...) this capacity for critical engagement would not be present if educators are reduced to facilitators (Salmon, 2004)” (R. Kop, A. Hill: Connectivism: Learning theory of the future or vestige of the past?)
- Hinzu kommt, dass sich die Lernenden in dieser Lernumgebung für einen Tutor entscheiden, der sie in ihrem Handeln bestärkt und lobt. Somit fehlt dem Lernenden eine kritische Instanz.
- Kritiker bemängeln, dass der Konnektivismus keine völlig neue Lerntheorie ist, da sich einige Aspekte bereits in andere Lerntheorien wiederfinden – bspw. wird bereits im Konstruktivismus auf die Interaktion zwischen Lernenden und Technologien wie einem Computer eingegangen
- Zudem ist der Konnektivimus noch keine ausgereifte Lerntheorie, ihm fehlt die theoretische und empirische Fundiertheit der alten Theorien.